ursprünglich veröffentlicht am 22. Januar 2017
Ich weiß noch, wann mir Kreator in Fleisch und Blut überging. Das war säimois, ich um die 13 Jahre alt, bei der Verwandtschaft im Bayerischen Wald. Da streunte ich bei abendlicher Dämmerung mit dem Walkman (mobiles Kassettenabspielgerät) durchs Gehölz und „Pleasure To Kill“ holzte um mich alles nieder. Der Wald steht aber noch. Ich kam ja nicht weit rum. Bitte, gerne.
Es gibt eigentlich keine Scheibe von Kreator, der ich nichts abgewinnen kann. „Renewal“ (1992) ist klasse, auch „Endorama“ (1999) ist bei Leibe kein schlechtes Album. Wäre interessant gewesen, wenn Kreator so weitergemacht hätten. Aber es kam ja dann wegen eines gewissen Herrn Yli-Sirniö ganz anders, was mir aber auch ganz recht war.
So frisch und technisch versiert thrashten um die Jahrtausendwende („Violent Revolution“ 2001) nicht viele. Mit „Enemy Of Gods“ (2005), „Hordes Of Chaos“ (2009) und „Phantom Antichrist“ (2012) inge meißelten Kreator sich endgültig in die neuzeitliche Thrash-Ruhmeshalle.
Und jetzt, fünf Jahre später, wurde die „kreatorische“ Mischung aus ungezügeltem Thrashgewitter, feinem Melodiegespür und einer gesunden Portion Pathos auf „Gods Of Violence“ angereichert mit klassischen Metalelemente (Hach, diese Riffs und Solos! Und Maiden bei „Death Becomes My Light“!), Einsprängseln klassischer Musik aus dem Hause Fleshgod Apokalypse, klassischer Hafenmusik Harfenmusik (Doch, kann man machen!), einem klasse Artwork, einer klasse Produktion und klasse textlicher Hingabe. Einfach klasse.
Nach 14 Alben stellt sich immer noch keine Ermüdung ein, weder beim Hörer, noch bei Kreator selbst. Frisch, wenig fromm aber dafür umso freier präsentiert man sich im Jahre 2017. Ich höre hier eine Band, die sich nicht ausruhen will, sondern immer noch nach neuen Ausdrucksmöglichkeiten innerhalb des Thrash-Kosmos sucht und ein weiteres mal gefunden hat.
„Gods Of Violence“ ist der Soundtrack zum momentanen Weltgeschehen. Am liebsten würde ich (vor allem beim Titeltrack, bei „Satan Is Real“ oder „Totalitarian Terror“) auf den Reichstag steigen und mit meiner „Flag Of Hate“ wedeln als ob es keinen Morgen gibt. Viva Revolution!
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