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LIVE: PartySan 2011

 zuletzt bearbeitet: Mon, 01 Mar 2021 10:41:04 +0100
hrtc@hub.hayfidelity.de
11.08. bis 13.08.2011 (aufgeschrieben aus den Erinnerungen im Jahre 2016)
Schlotheim, Flugplatz

Bands:
Watain, Truppensturm, Cashley, Primordial, Byfrost, 1349, Heidevolk, Dawn of Disease, Desultory, Dew-Scented, Absu, Puteraeon, Aborted, Skeletonwitch, Witchburner, Decapitated, Darkened Nocturn Slaughtercult, Urgehal, Triptykon, Enslaved, Exhumed, Cliteater, Morgoth, At the Gates, Panzerchrist, Melechesh, Taake, Morbid Angel, Belphegor, Ensiferum, Nachtmystium, Negura Bunget, Hail of Bullets

2011 war mein erstes Party.San. Und dazu noch mit meiner Liebsten, die mit Metal nicht sonderlich viel anfangen kann. Sie war auf das schlimmste gefasst. Und wurde zumindest von den Leuten eines besseren belehrt. So viele freundliche und höfliche Menschen (Mein Lieblingszitat: „Der isst ja ne Karotte zum Frühstück! Und trinkt Milch! Ich dachte, hier gibt es nur Bier und rohes Fleisch.“) hat sie nicht erwartet. Musikalisch wurde sie leider nicht bekehrt, aber das war auch nicht die Mission.

2011 war auch das erste Party.San am neuen Gelände auf dem Flughafen in Schlotheim. Bad Berka kannte ich nur aus Erzählungen, die „alten Hasen“ waren aber letztlich zufrieden mit der neuen Wahl.

Wir kamen am Donnerstag Nachmittag an und erfuhren, dass wegen des starken Windes die Hauptbühne leider in Mitleidenschaft gezogen wurde und die angesetzten Konzerte im Zelt stattfinden mussten. Das tat der Stimmung aber keinen Abbruch. Im Gegenteil, so war es im Zelt schön kuschelig voll und wenn man Glück hatte, recht früh dort zu sein, war man dem Geschehen auf der Bühne sehr nah.

NEGURA BUNGET war dann die erste Band, die ich jemals auf dem Party.San gesehen habe. Schon alleine deswegen werden sie mir immer in Erinnerung bleiben. Desweiteren natürlich, weil es eine meiner Lieblingsbands ist, oder eher war. Aber das ist eine andere Geschichte. Mich freute es, richtig feinen Pagan Metal aus Rumänien zu hören, bestens unterstützt von Panflöten und Klanghölzern. Live immer wieder gut, aber dieser ganze Hickhack um die Trennung von Hupogrammos (Ein Baum von Frontmann!) hinterließ bei mir einen sehr faden Beigeschmack.

Den haben auch DARKENED NOCTURN SLAUGHTERCULT. Aber wegen dem (Kunst-)Blut, dass sich stilecht über die Mundwinkel der Frontfrau verteilt. Ja, das muß man schon mögen. DNS ist also mehr ein Augenschmaus denn ein Nasenschmaus. Ein Ohrenschmaus sowieso, weil sie aus dem Wust der unzähligen Black Metal Veröffentlichungen herausragen und richtig gute Scheiben rausgebracht haben. Die meisten Interviews sind ebenfalls nicht von dieser Welt, somit durfte man durchaus gespannt sein. Und man wurde nicht enttäuscht. Rasender Black Metal, der klirrend nordische Kälte verbreitet. Gewiss, einen Originalitätspreis wird man damit nicht gewinnen – muß man auch gar nicht. Die Umsetzung ist tadellos. Bl(H)ut ab!

Je später der Abend, desto schwitzerdütscher sind die Gäste, heißt es doch so schön. TRIPTYKON live ist zermalmend! Sogar noch mehr als auf Platte. Da stimmt einfach alles. Sogar des Meisters Gabriels Kopfbedeckung. Magisch, gigantisch, tonnenschwer. Und mit „The Prolonging“ fegte ein Monster durchs Gelände. Ein würdiger Abschluß des ersten Tages.

Und da es mein/unser erstes PartySan war, steppten wir dann noch ein wenig zu ollen Kamellen im anschließenden Party Zelt. Was hier schon erwähnt werden soll: Der Cuba Libre ist schon sehr lecker.

Freitag. Die Frisur sitzt, die Augen sehen noch nicht gerade aus. Deswegen kamen wir auch recht spät auf dem Gelände an. Aber eine Ankunft zu den Klängen von ABSU ist bei Leibe nicht das schlechteste. Die Hauptbühne war wieder instand gesetzt (muß schon ein nächtlicher Kraftakt gewesen sein, deswegen an dieser Stelle vielen Dank an alle Beteiligten) und somit war der „Regelbetrieb“ wieder hergestellt.

Und der versüßte mit PRIMORDIAL gleich den Tag. Der gute Alan, von weitem als weißes Oval zu erkennen, hatte die Meute gleich im Griff und ließ diese 45 Minuten lang auch nicht mehr los. Und ich weiß nun auch, wo die ganzen Himmelsrichtungen sind. Danke für die Erklärung, Alan.

Herrschaften, folgt mir zum zweiten ganz großen Auftritt an diesem Tag. MELECHESH sind live absolut grandios. Mit den orientalischen Einflüssen und der filigranen, vielerorts auch thrashigen Gitarrenarbeit von Ashmedi hinterließen Melechesh nur verbrannte Erde. Gut, dass es später dann geregnet hat.

BELPHEGOR sind dann wahrlich ein Kontrastprogramm. Aber ich mag Kontraste. Von dem her eine gute Wahl, die Jungs nach Melechesh auf die Bühne zu bitten. Hochklassiger Black-Death-Metal aus Österreich, der schön nach vorne die Fresse poliert. Sauber gmachd, Burschn. Und für die SM-Fraktion gabs als Zuckerl noch eine mit Klebestreifen bekleidete Dame mit Gasmaske. Was will man mehr.

Ich weiß es! Ich weiß es! MORBID ANGEL. Da waren sie. Meine lovecraft’schen Götter in Menschengestalt. Lava, trotz Regen. Immortal Rites, Fall From Grace. Was kann da noch schiefgehen? Nix. Außer vielleicht, dass die Haarfarbe von David Vincent irritierend ist. Blond stand im viel besser. Was meint Ihr?

Und es schallte durch die regnerische Nacht:
Demons attack with hate
Satan in the fires of hell awaits
Death against you all
God hear my death call


Dem kann man am Freitag nichts mehr entgegensetzen.

Und wie schon eine alte Weisheit sagt: Auf Freitag folgt Samstag und auf Regen folgt Sonnenschein. Und auf dem Gelände ertönt CLITEATER. Porn-Grind, so wie wir ihn mögen. Durchgeknallt, ultrabrutal und gut abgehangen.

Weil wir gerade bei „gut abgehangen“ sind: Großes Lob an die Festival-Nahrungsbuden. Da ist alles dabei, was der Mensch braucht. Vom Broiler bis hin zum veganen Afghanen gibt es hier alles. Und dazu noch äußerst lecker. Ich freu mich schon auf das nächste Mahl.

...to be continued...

#live
Interview: Venenum zu trance of death

 zuletzt bearbeitet: Wed, 24 Feb 2021 09:08:37 +0100
hrtc@hub.hayfidelity.de
Veröffentlicht am 20. März 2017

Bild/Foto


VENENUM sind uns Musikliebhabern natürlich schon seit 2011 ein Begriff. Da schlugen die Nernbercha (Nürnberger) mit solch einer Wucht in den Underground, dass der Nachhall der Mini-LP bis 2016 andauerte, als die Gerüchte zur Erscheinung des ersten Longplayers immer lauter wurden. Und jetzt, 2017, in dem auch HAYRETIC Fahrt aufnimmt, freut es mich ganz besonders, zu einem der Highlights dieses Jahres das erste Interview zu führen, vor allem, weil dieses Meisterwerk in nur 130 km Entfernung entstanden ist.

„Trance Of Death“ ist ein dermaßen gelungenes Rundum-Sorglos-Paket, dass ich gar nicht weiß, wo ich beginnen soll. Lasst uns doch kurz das Jahr 2013 beleuchten. Da war das Album schon zum Großteil fertig. Warum hat es dann nochmal vier Jahre gedauert, bis die Scheibe uns endlich erfreut?

Die Arbeit an dem Album ist aus diversen Gründen nur recht stockend voran gegangen. Die Distanz zwischen uns (Österreich-Frankenland – Red.) hat es uns erschwert regelmäßig gemeinsam als Band zu proben. 2013 hatten wir schon einiges an Material zusammen, ein Großteil davon ist auch auf dem Album, aber als dann 2014 unser zweiter Gitarrist ausgestiegen ist, hat uns das etwas zurückgeworfen und wir mussten einige Songs neu arrangieren.

Nachdem 2015 unser neuer Gitarrist dazugekommen ist, konnten wir wieder als volle Band proben und haben fast ein Jahr lang intensiv an der Vorproduktion des Albums gearbeitet und Mitte 2016 mit den Aufnahmen begonnen.


Das Intro, bestehend aus Cello und Klavier, ist sehr stimmungsvoll und bereitet gut darauf vor, was folgt. Wie kam es dazu?

Wir wussten schon recht früh, dass wir ein Cello als Intro für das Album haben wollen. Über unseren Schlagzeuger sind wir dann auf Steffen Murau gekommen. Die Aufnahme und das Arrangement für das Intro entstanden an einem Abend im Studio und es war eine sehr interessante Erfahrung.

Es hat eine Zeit lang gedauert bis wir musikalisch zusammen gefunden haben, weil wir doch eine sehr unterschiedliche Herangehensweise zur Musik haben, es war aber spannend mit jemanden zusammenzuarbeiten, der einen ganz anderen musikalischen Hintergrund hat. Die Tonfolge ist an den abschließenden Part des Albums angelehnt, etwas abgeändert und durch verschiedene Improvisationen ergänzt.


Seit einigen Jahren weht ein frischer Modergeruch durch die Death Metal Welt. Unzählige neue, spannende Mixturen röchelten aus der Gruft und lieferten anständige Grabeskunst. Doch bei einigen ist neben all der Verwesung eine Multidimensionalität spürbar, die mich sehr an H. P. Lovecraft und seine Werke erinnert und z. B. bei  „Sulphur Aeon“ sehr präsent ist. Hat Meister Lovecraft bei euch ebenfalls Einfluß?

Ich wäre mir über keinen direkten Einfluss bewusst, obwohl ich die Welt die er erschaffen hat sehr spannend und faszinierend finde. Leider ist die Thematik, vor allem im Death Metal, schon sehr ausgelutscht und daher nicht wirklich reizvoll für uns um es in die Musik miteinzubauen.


Ich erwähne „Sulphur Aeon“ auch deswegen, da die mir bei „cold threat“  als erstes eingefallen sind, als ich das Lied hörte, auch alte „Morbid Angel“ kommen in den Sinn. Sind das Brüder im Geiste oder im Falle „Morbid Angel“ auch Einflüsse?

Unsere Einflüsse sind so breit gefächert, dass eine Auflistung hier nur wenig Sinn machen würde.


Hinzu kommt der ein oder andere Verweis auf die Blütezeit des harten Rock. Viele neue Bands berufen sich auf die alten Helden, aber direkte Einflüsse hört man selten oder werden eher verhunzt. „The Devil’s Blood“ machten hier alles richtig, die sehe ich ebenfalls als Brüder (und Schwester, natürlich). Kann dem sein? Und wart ihr schon immer Fan des 70ger Hard Rock, oder ist das allmähliche Altersmilde? Gibt es Bands, die euch besonders gefallen? „Uriah Heep“ soll ja auch auf euren Konzerten erklingen, hab ich gelesen.

Man wird natürlich im Laufe der Zeit auch durch Bands, des genannten Genres oder Zeitabschnittes, mitgeprägt. Das korreliert in gewisser Weise auch mit dem Alter und einem gewachsenen Horizont, wenn man so will. Im Großen und Ganzen waren wir aber schon immer sehr neugierig was Musik angeht und versuchen uns nicht von Genregrenzen und Szenevorgaben oder Regeln einschränken zu lassen.


Die Trilogie am Ende des Albums („Reflections“, „Metanoia Journey“ und „There Are Other Worlds…“) ist ganz großer Ohrenschmaus. Die Verbindung aus Death Metal, Classic Rock und vielschichtigen Lyrics lässt mich jedes mal sprachlos zurück. Wird einem schon während dem Schreiben oder ausarbeiten bewusst, dass hier alles im Fluß ist, dass in dem Moment etwas großartiges Erschaffen wird?

Einiges des Materials was den Titelsong ergibt ist separat entstanden, aber im Songwriting-Prozess haben sich dann viele Parts nahezu von selbst zusammengefügt. Wir hatten zwar schon lange die Idee eine ganze Plattenseite mit einem Song zu befüllen. In diesem Fall, hat es sich aber ergeben, dies in Form einer, aus mehreren Teilen bestehenden Trilogie, umzusetzen.


Man merkt, ihr legt nicht nur auf die Musik wert, sondern auch die textliche und visuelle Umsetzung vom Cover bis zur Ausstattung live (Blut, Grabsteine, Schädel) ist wie aus einem Guss. War das schon von Anfang an der Anspruch?

Ja, das war uns schon von Anfang an wichtig und wir legen da auch bei anderen Bands großen Wert darauf. Unserer Meinung nach ist die visuelle Umsetzung eines Albums und auch die Darstellung einer Band extrem wichtig und sollte immer mit der Musik zusammenpassen.


Ein Detail, das sicher gewollt war, ist die Abkürzung von „Trance Of Death“. TOD. Wie passt der olle Schnitter ins Bild? Als Begleiter in die anderen Welten?

Der Tod ist auf diesem Album eher als Verwandlung, Reise oder Übergang zu sehen, weniger als Person oder Figur.


Ich hab mir das Cover schon oft angeschaut, bin mir aber noch nicht schlüssig, was ich sehe. Ich finde auch hier gibt es eine Verbindung zu Lovecraft. Ein Auge als Eingang in eine andere Dimension?

Das Cover soll die Vorstellungskraft anregen und es gibt nicht eine bestimmte Art es zu betrachten. Ob der Betrachter aus einer Perspektive von „außen nach innen“ oder „innen nach außen“ blickt, ein „Auge“ oder eine „Landschaft“ zu erkennen ist, ist der eigenen Interpretation zu überlassen.


Ich danke Euch vielmals für die Zeit und hoffe, dass wir uns auf dem einen oder andern Festival bzw. Konzert zu einem lecker fränkischen Bierchen und Brodworscht treffen werden. Die Zukunft gehört VENENUM.

Vielen Dank für das tolle Interview!


#interview