(Beitrag von der alten Homepage vom April 2019)
Wie ich schon erwähnt habe, ist Linux nun in meinem Arbeitsalltag als Haupt-Betriebssystem im Einsatz. Entschieden habe ich mich dazu für einen Laptop der Firma Tuxedo (Hauptsitz in Königsbrunn bei Augsburg – support your local dealer), auf dem Ubuntu Budgie vorinstalliert ist. Es steht im Moment auch ein Ubuntu oder OpenSuse bei Tuxedo zur Auswahl. Natürlich gibt es auch entsprechende Windows-Treiber, für alljene, die Windows darauf verwenden möchten.
Für Budgie habe ich mich entschieden, weil ich diese Oberfläche ganz gerne mag und Ubuntu auf Debian basiert, mit dem ich sowieso „aufgewachsen“ bin. Ich habe hier extra auf die entsprechenden Seiten verlinkt, weil ich hier nicht auf die technischen Details eingehen möchte, sondern eben nur den Alltag mit meiner gewählten Distribution genauer ausführen möchte.
Grundsätzlich sind die Tuxedos gleich einsatzbereit, wie man es auch von macOS oder Windows kennt. Das Betriebssystem fährt hoch, man gibt einige Details ein und kann schon loslegen. Wie unter macOS sind auch bei Linux gängige Programme schon vorinstalliert, was mich z. B. bei Windows jedesmal wieder erstaunt hat, wie wenig doch nach der Grundinstallation möglich ist.
Was früher auch mich abgeschreckt hat ist die Tatsache, dass es schon für die Grundinstallation, sprich: für die Einrichtung der Hardware unter Linux teilweise erheblichen Aufwand auf der Konsole bedeutete, um z. B. Grafik- oder WLAN-Treiber vernünftig einbinden zu können. Das ist mit einem Tuxedo z. B. gar kein Thema mehr. Auch Dell hat hier aufgeholt und die Lenovo ThinkPads waren schon eh und je verlässliche Linux-Maschinen.
Was war nun für mich wichtig, dass gleich funktionieren musste.
E-Mail, Kontakte, Kalender. Das ist eigentlich immer das erste, was laufen muß. Bei Ubuntu Budgie habe ich mich für Evolution entschieden. Wie in Outlook hat man hier die Möglichkeit, alles unter einem Programm vereint zu haben. Unter Outlook ist es natürlich angenehm, ein Exchange-Konto zu haben und mit einer Anmeldung alles zu synchronisieren. Das ist zwar unter Evolution ebenfalls möglich, aber in Ermangelung eines Exchange-Servers musste ich anders vorgehen, wie es wohl außerhalb von Exchange sowieso Standard ist:
Ich habe die Mails als IMAP-Konto eingerichtet, die Kontakte als CardDav und den Kalender als CalDav eingebunden (selbstverständlich mit SSL Verschlüsselung), da ich diese Protokolle systemübergreifend verwenden kann. Gut, bei Outlook für Windows musste ich auf ein Drittprogramm zurückgreifen (das hier, falls es jemand interessiert), damit CalDav und CardDav verwendbar sind, am Androiden ist hier davx5 (wurde vor kurzem umbenannt von DavDroid) sehr zu empfehlen. Somit habe ich auf all meinen Geräten immer den gleichen Stand zur Verfügung.
Für Google-Mail oder die Microsoft-Cloud für Privatanwender gibt es in Evolution auch die Möglichkeit, mittels einer Anmeldung sämtliche Dienste gleich nutzen zu können. Aber auch Ubuntu Budgie bietet diese Anmeldung, da ist dann ebenfalls gleich die jeweilige Datei-Cloud ebenfalls eingebunden. Wenn wir schon bei der Cloud sind:
„Meine Daten gehören mir“
Um diesen Grundsatz gerecht zu werden, habe ich auch lange überlegt, was ich mit „der Cloud“ anstellen soll. Natürlich wäre es am besten, überhaupt keine Daten in die Cloud zu schicken, aber es ist schon auch eine feine Sache, von jedem Ort der Welt Zugriff auf oft verwendete Dokumente zu haben. Deswegen habe ich mich für Nextcloud entschieden, in einer selbstgehosteten Variante. Davor hatte ich Seafile installiert, jedoch ist Seafile ausschließlich eine Datenablage in der Wolke (was Seafile aber auch wirklich gut macht), Nextcloud bietet aber unter anderem durch Kalender-, Notizen- und Office-Dokumentenbearbeitung via Browser (durch Collabora– bzw. OnlyOffice-Integration) einen deutlichen Mehrwert. Achja, als Office-Alternative auf dem Desktop benutze ich Libre Office.
Darüber hinaus gibt es zu „Meine Daten gehören mir“ natürlich noch sehr viel zu schreiben, was in einem separaten Artikel beleuchtet werden wird.
Um auf mein Budgie zurückzukommen: Unter Einstellungen –> Online-Konten ist es möglich neben den üblichen Zugängen (wie oben erwähnt Google oder Microsoft) auch einen Nextcloud-Zugang einzurichten, um Zugriff darauf zu bekommen.
Als Passwortmanager verwende ich Bitwarden, ebenfalls selbstgehostet. Nach einiger Zeit mit Keepass in diversen Variante für Mac, Windows (diese Variante nutzte ich später dann auch am Mac) bzw. Android wollte ich ein wenig mehr Komfort, was der Umgang mit den Passwörtern betrifft. Bitwarden braucht sich nicht hinter z. B. 1Password zu verstecken, bei Keepass war mir die Browsererweiterung (Keepass muß lokal geöffnet sein, damit sich der Browser dann verbinden kann) immer ein Dorn im Auge.
Mein Browser der Wahl ist Firefox (war er schon auf jedem Betriebssystem). Irgendwann hatte ich Vivaldi als Standard auserkoren, jedoch basiert dieser auf Chromium (die „freie“ Variante von Google Chrome). Als Microsoft bekannt gab, dass sie nun ebenfalls einen Browser entwickeln, der auf Chromium basiert, war ich dann wieder recht schnell bei Firefox und Mozilla, da sonst die Luft recht dünn wird, mit was wir im Netz unterwegs sein können.
Als Bildbearbeitung verwende ich Gimp, was natürlich von Branchenprimus Photoshop von Adobe schon noch ein wenig entfernt ist, aber jetzt schon eine gute Figur macht.
Damit ich auf meine Windows-Server und -Clients mittels RDP komme, verwende ich Remmina, was auch SSH bzw. VNC beherrscht. Die lokalen virtuellen Maschinen (im Moment ein Windows 10 Pro), verwalte ich mit Virt-Manager, der unter anderem auch qemu ansteuern kann, was ich besonders gerne verwende, da ich auch ein Fan von Proxmox bin, worauf meine Serverfarm aufbaut.
Mein Videoplayer der Wahl ist wie schon immer VLC, mit den Audioplayern bin ich noch nicht ganz zufrieden, aber ein Mix aus Audacious und Clementine dürfte meine Bedürfnisse abdecken.
Apropos Mix: Am iPad bin ich sehr von djay2 angetan, auf Linux gibt es hierzu Mixx, was durchaus (semi-)professionelles Auflegen ermöglichen sollte. Für die Audiobearbeitung verwende ich Audacity, was ich auf sämtlichen Plattformen schon einige Jahre im Einsatz habe.
Gajim ist mein Tor in die XMPP Welt (am Androiden Conversations), doch möchte ich das Thema Messenger und Social Media gerne an anderer Stelle durchleuchten. Ideen für einen Artikel sind schon in der Mache.
Was noch fehlt
Es fehlt ein adequater Ersatz für Logic Pro. Das würde schon sehr schmerzen, wenn mich mein noch einwandfrei funktionierender Mac verlässt. Aber konkret habe ich dazu noch nicht gesucht.
Denn noch läuft mein MacBookPro 17″ late 2010 (hat schon diverse Umbauten wie eine SSD anstatt dem DVD-Laufwerk, USB3 im eSATA-Schacht, vorher FireWire, und seit ein paar Monaten werkelt in dem wunderbaren Gerät ein neuer Akku. Ja, das ging damals noch…einfach nen Akku tauschen, wo gibts denn sowas…
Als Ersatz für Adobe Illustrator werde ich Inkscape verwenden, wobei ich hierzu noch nicht viel sagen kann, da ein konkreter Einsatzzweck noch nicht gegeben war. Das gleiche gilt auch für Scribus, was die freie Variante von Adobe InDesign bzw. QuarkXPress darstellt. Als Lightroom Alternative habe ich Darktable bzw. Raw Therapee auf dem Schirm, jedoch beide noch nicht getestet.
Zur Videobearbeitung habe ich noch gar keine Ahnung, was es da an Programmen gibt, das werde ich noch bei Zeiten evaluieren. Aber Blender kommt ins Haus, wenn sich hierzu eine Anwendung ergibt.
Onlinebanking übernimmt Hibiskus, die Buchhaltung lege ich vertrauensvoll in Händen von Fakturama2. Wenn es mir gelingt, meinen Workflow auf diese beiden Programme abzustimmen, werde ich den Mac immer weniger einschalten müssen.
Das Look & Feel von Budgie entspricht zwar immer noch nicht ganz meinen Vorstellungen, aber schon alleine eine andere Systemschrift (im Moment habe ich Roboto in Verwendung) kann hier wahre Wunder wirken. Vielleicht probiere ich auch ein paar andere Themes durch, evtl. erwische ich ja eines, mit dem ich ohne tieferen Konfigurationsaufwand gleich zufrieden bin.
Mein Fazit nach zwei Wochen intensiver Nutzung: Linux, ich mag Dich.